Hanf – Botanisch betrachtet
Definition der Botanik
Die Botanik ist ein Segment der Biologie, die sich mit der intensiven Wissenschaft der Pflanzen befasst. Dieser Bereich der Biologie ist ein Teil der Naturwissenschaft, die sich intensiv mit allem Leben und allen Lebewesen unserer Erde beschäftigt. Die Pflanzenkunde oder Pflanzenbiologie (Lehre der Botanik) befasst sich in ihrem Inhalt mit allem, was die Welt der Pflanzen betrifft. Dazu gehören Wachstum, Fortpflanzung oder Aufbau sowie Inhaltsstoffe, mögliche Krankheiten oder der wirtschaftliche Nutzeffekt für den Menschen. Unter der Berücksichtigung dieser Kriterien entsteht eine Einteilung der Pflanzen in Heilmittel, Nahrungsmittel und Rohstoffe.
Die Hanfpflanze aus botanischer Sicht
Generell ist Hanf eine Pflanze der gemäßigten Breiten. Sie ist von der Donau aus bis hin zum Norden Chinas zu finden. Die Chinesen kultivierten die Pflanze bereits im 3. Jahrtausend v. Chr., um sie für die Fasergewinnung zu nutzen. Recht früh wurde ebenfalls erkannt, dass Hanf auch psychoaktive Inhaltsstoffe enthält. Im 9. Jahrhundert v. Chr. stellten dies Menschen in Indien fest. Später gelangte die Hanfpflanze auch nach Westeuropa, hier wurde sie ebenfalls wegen ihrer Fasern angebaut. Allerdings wurden die etwas teureren Hanffasern nach dem Zweiten Weltkrieg durch synthetische Fasern ersetzt, die günstiger waren. Der Anbau von Hanf wurde in Deutschland 1929 verboten, da die Pflanze möglicherweise als Lieferant von Haschisch genutzt werden könnte. Viele Jahre lang hielt dieses Verbot stand, bis es letztendlich im Jahr 1996 wieder aufgehoben wurde.
Die Hanfpflanze
Die Hanfpflanze, lateinisch Cannabis sativa L, gehört botanisch gesehen zur Familie der Hanfgewächse, diese werden auch als Cannabinaceae bezeichnet. Die Hanfgewächse stehen den Maulbeerbaumgewächsen nahe. Beheimatet ist die Pflanze wahrscheinlich in Zentralasien. Hanfpflanzen sind einjährige, windblütige Gewächse. Zudem sind sie zweihäusig, das bedeutet, eine Pflanze kann entweder männliche Blüten tragen oder weibliche. Im Gegensatz zu den männlichen Hanfpflanzen sind die weiblichen Exemplare stärker verzweigt und haben auch mehr Laub.
Durchschnittlich wird Hanf zwischen 1,50 m und 3 m groß. Es gibt aber auch Ausnahmen, einige Pflanzen können auch bis zu 4 m groß werden. Der Stängel ist krautig, zudem verfügt die Pflanze über Blätter, die handförmig zusammengesetzt sind. Der Rand der Blätter hat eine gesägte, gezackte Optik. Die Anzahl der Blättchen, die sich an einem Blatt befinden, kann unterschiedlich sein. Für gewöhnlich verfügen die ersten Blattpaare lediglich über ein einziges Blättchen, die nachfolgenden dagegen können bis zu 13 Blättchen haben, durchschnittlich sind es aber 7 bis 9. Der Stiel ist rund 6 cm lang. Die weiblichen Blüten sind von grünlicher Farbe und eher unscheinbar. Sie befinden sich in den sogenannten Achseln der Blätter und sind in Trauben angeordnet. Die männlichen Blüten dagegen bilden eigenständige Rispen.
Je nachdem, für welchen Zweck der Hanf genutzt wird und abhängig von der Sorte erfolgt die Aussaat zwischen März und Mai. Hanf ist kein Schnellstarter, in den ersten Wochen entwickelt er sich nur sehr langsam. Etwa vier Wochen, nachdem er gekeimt ist, wächst er dann recht schnell. Das ist die Phase, in der die Hanfpflanze besonders viel Wasser benötigt. Die Blüten beginnen zwischen Anfang Juli und Mitte August zu blühen. Sobald die Blütenbildung beginnt, ist das Wachstum der Pflanze in die Länge auch beendet.
Der Boden, auf dem Hanf angebaut wird, sollte locker sein, recht tief und vor allen Dingen gut gedüngt. Vorteilhaft ist auch eine gleichmäßige Wasserführung und ein pH-Wert, der neutral bis leicht basisch sein sollte. Saure Böden sind nicht gut für den Anbau von Hanf geeignet.
Ernte und weitere Verarbeitung
Die Ernte ist nicht ganz so einfach, zumindest wenn es um die Ernte der Blüten der weiblichen Pflanze geht, die beispielsweise für die Herstellung von CBD Produkten genutzt werden. Dafür werden spezielle Maschinen eingesetzt, die entsprechend modifiziert werden. Die männlichen Pflanzen werden geerntet, wenn die Blüten verwelkt sind. Hier kommt ebenfalls entsprechendes Gerät zum Einsatz.
Hanfsamen
Die meisten Hanfpflanzen werden als Faserlieferanten genutzt, aber auch die Samen der Pflanzen werden verwendet. Daraus wird durch Kaltpressung das Hanföl gewonnen. Dieses Hanföl ist von grünlicher Farbe und enthält viele wertvolle essentielle Fettsäuren. Sehr beliebt ist Hanföl, weil es Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im optimalen Verhältnis enthält, das ist sehr selten. Hanföl kann in der Küche genutzt werden, um beispielsweise Salate zuzubereiten. Nur erhitzt werden sollte das Öl nicht.
Hanffasern
Die Stängel der Hanfpflanze bestehen aus einer außen liegenden Rinde und einem Holzteil, der im Inneren liegt. Die Rinde liefert wertvolle Bastfasern, der Holzteil fällt als Abfall an bei der Gewinnung der Bastfasern. Allerdings muss dieser Abfall nicht entsorgt werden, der Holzteil kann auch für die Herstellung von Pappe, Papier oder Karton oder als Isoliermaterial genutzt werden.
Die Lange der Bastfasern liegt zwischen 5 und 55 mm. Durchschnittlich sind die Fasern 20 mm lang. Es ist notwendig, sie zunächst vom Holzteil zu trennen. Es gibt eine traditionelle Methode, die dafür genutzt wird, das sogenannte Rösten. Bei diesem Vorgang handelt es sich um eine kontrollierte Fäulnis der Pflanze. Dafür werden die Pflanzen unter Wasser in Gräben aufbewahrt, die etwa 1 bis 2 Meter tief sind. Dort bleiben sie für ein bis zwei Wochen. Während dieses Prozesses zersetzen sich die grünen Teile der Hanfpflanze, dafür sind hauptsächlich Bakterien verantwortlich. Ist der Prozess abgeschlossen, können die Bastfasern einfach mechanisch von den Holzteilen getrennt werden. Da dieses Verfahren aber sehr aufwendig ist, werden heute modernere Trennmethoden eingesetzt, die beispielsweise Dampfdruck oder Enzyme nutzen. Auch Ultraschall- oder Tensidaufschlussverfahren kommen dafür zum Einsatz.
Hanffasern sind bereits seit vielen Jahrhunderten sehr beliebt, da sie besonders stabil sind. Aus ihnen werden Seile, Taue und Netze gefertigt, aber auch Zwirne, Bindfäden, Textilien und sogar Teppiche. Auch im Sanitär- und Heizungsbereich wird Hanf genutzt, dort wird er eingesetzt, um Wasser- und Gasleitungen abzudichten.
Im Jahr 1929 wurde der Hanfanbau in Deutschland verboten. Grund war, dass die Befürchtung aufkam, dass die Pflanze hauptsächlich genutzt werden könnte, um Drogen daraus herzustellen. Seit 1996 ist der Anbau wieder erlaubt, allerdings nur unter strengen Vorschriften. Jedoch wird Hanf nicht nur aufgrund der enthaltenen Cannabinoide immer interessanter, auch als Biorohstoff ruft er sich wieder in Erinnerung.
Cannabinoide
In Hanfpflanzen steckt eine große Anzahl an sogenannten Cannabinoiden. Bislang konnten mehr als 100 unterschiedliche Cannabinoide gefunden werden. Es hängt von der Sorte der Hanfpflanze ab, wie groß die Mengen der einzelnen Cannabinoide darin ist. Die beiden häufigsten Cannabinoide sind das THC und das CBD.
THC
Das THC (Tetrahydrocannabinol) ist den meisten Menschen sicher gut bekannt. Dieses Cannabinoid verursacht einen Rauschzustand, daher werden Hanfpflanzen mit einem hohen Anteil an THC genutzt, um Drogen herzustellen.
CBD
Anders sieht es aus mit CBD, dieses Cannabinoid hat keine psychoaktive Wirkung, löst keinen Rauschzustand aus, macht nicht süchtig und kann legal gekauft und genutzt werden. CBD hat einige Effekte, die sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken können. Es konnte bereits belegt werden, dass CBD eine schmerzlindernde, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung hat. Forscher sehen in CBD ein großes Potenzial bei der Behandlung von verschiedenen Erkrankungen. Belege für die Wirkung von CBD bei unterschiedlichen Erkrankungen stehen bisher aber noch aus.
Marihuana und Haschisch
Hanfpflanzen verfügen über Drüsenhaare an Blüten, Stängeln und Blättern. An diesen Haaren scheiden sie ein harziges Sekret aus. Dieses Sekret enthält THC. Bekannt ist dieses Harz als Haschisch oder auch Marihuana. Da Marihuana bzw. Haschisch eine berauschende Wirkung haben, ist die Herstellung und der Besitz in Deutschland verboten.
Die Verwendung von Hanf im Laufe der Jahre
Die Chinesen nutzen die Hanfsamen bereits seit jeher in ihrer Ernährung, auch die Fasern wurden schon sehr früh verwendet. Sogar als Heilmittel wurde Hanf eingesetzt, das geht aus einem medizinischen Text hervor, der wahrscheinlich zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. verfasst wurde. Allerdings wird vermutet, dass dieser Text bereits viel älter ist und schon 2800 v. Chr. verfasst wurde. In Griechenland, Indien, Ägypten und vielen anderen Ländern wurde Hanf genutzt, um daraus Kleidung herzustellen.
Bereits in der Frühzeit spielte der Hanf in Europa als Nutzpflanze eine wichtige Rolle, diese Bedeutung behielt sie auch nach der Antike. Die Sehnen von mittelalterlichen Waffen, so wie beispielsweise Langbogen, bestanden aus Hanffasern. Sie waren in der Lage, den enormen Zugkräften problemlos standzuhalten.
Im 13. Jahrhundert wurde Hanf in Europa auch für die Papierherstellung genutzt. Sogar die berühmte Gutenberg-Bibel wurde auf Hanfpapier gedruckt, ebenso auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung.
In der Schifffahrt kamen Hanfseile zum Einsatz, auch Segeltuch aus Hanf wurde genutzt. Hier machte man sich die große Widerstandsfähigkeit der Fasern gegenüber Salzwasser zunutze, zudem nahm die Faser auch weniger Wasser auf als andere Gewebe.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kunstfasern modern, diese ersetzten Hanf in der Herstellung von Bekleidung. Heute aber wird Hanf wieder beliebter. Seit 1996 ist es unter Auflagen wieder möglich, Hanf anzubauen. Seitdem steigt die Beliebtheit immer weiter an. Mittlerweile wird Hanf vielseitig verwendet, beispielsweise beim Hausbau oder auch als Basis für Lacke, Farben, Waschmittel und noch einiges mehr. Durch ihre gute Widerstandsfähigkeit sind Hanferzeugnisse sehr begehrt. Immer mehr Unternehmen besinnen sich auf die Vorteile, die Hanffasern bieten und nutzen verstärkt Hanf für die Produktion von unterschiedlichen Produkten.
Hanf – eine interessante Pflanze
Hanf ist wirklich eine sehr interessante Pflanze, die besonders vielseitig eingesetzt werden kann. Fast jeder Teil dieser Pflanze kann genutzt werden. Sehr beliebt sind natürlich die Hanffasern aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, aber auch die Cannabinoide werden immer öfter eingesetzt. CBD ist ein Cannabinoid mit vielen positiven Effekten, die das Wohlbefinden verbessern können. Auch für die Medizin wird CBD immer interessanter. Die Möglichkeiten, die Hanf bietet, sind sicher noch bei weitem nicht ausgeschöpft.